Geburtsstunde
Bodenfunde beweisen, daß in Saarwellingen bereits zur Bronzezeit Menschen lebten und arbeiteten. Später siedelten sich hier Kelten an. Es war die Nahtstelle der beiden Stämme der Mediomatriker (Metz) und der Treverer (Trier). Ihnen folgten die Römer und später die Franken, von denen unsere moselfränkische Mundart herrührt. Wahrscheinlich wurde zur Zeit des fränkischen Landausbaus in der Talweitung des Heßbaches eine Siedlung gegründet, die nach ihrem Erbauer namens Wello oder Vailo dann Wellingen oder Wellinga hieß.
Die erste schriftliche Nachricht von Wellingen kennen wir aus dem zehnten Jahrhundert. Es handelt sich um eine Urkunde, in der "Wellingen" erwähnt wird, die aus den Jahren 931 bis 956 stammt. In dieser Urkunde des Erzbischofs Albero (1131 - 1152) bestätigt dieser, daß seit der Zeit seines Vorgängers Routbart (931 - 956) eine Verordnung bestand, nach der die umliegenden Pfarreien verpflichtet waren, am Lutwinus-Tag nach Mettlach zu wallfahren. In diesem Verzeichnis ist auch der Ort Wellingen aufgeführt. Im Jahre 953 gab es bereits eine Pfarrei Wellingen-St. Martin, die zum Herzogtum Lothringen gehörte. Eine Vielzahl von Lehensnehmern Lothringens bezogen in der Folgezeit ihre Einkünfte aus Steuern und Abgaben der Wellinger Leibeigenen. Die schon früh erwähnte Burg Hesebach, im Besitz der Rollinger, wurde vor den Wirren des Bauernkrieges zerstört.
In einer Urkunde des Jahres 1154 bestätigt Erzbischof Hillin von Trier dem Propst des Benediktinerklosters Lutre (Fraulautern) seine Besitzungen, wo unter anderem auch das Freigut Radisville - Reisweiler - genannt wird. Eine aus dem Jahre 1212 stammende Schenkungsurkunde des Grafen von Zweibrücken gibt Aufschluß, daß dieser dem Kloster Lutre seine Besitzungen in Reisweiler übereignete, wobei in späteren Zeiten der Zusatz "und Loupach" - Labach - gemacht wurde.
Der Ort Schwarzenholz wird urkundlich um das Jahr 1235 als Pfarrei genannt. Die Kirche in der Dorfmitte war dem heiligen Willibrordus geweiht. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Im 16. Jahrhundert besaßen der Graf von Nassau-Saarbrücken die Hälfte und die Herren von Kriechingen (heute Créhange/Moselle) und die von Rollingen (heute Raville/Moselle) je ein Viertel des Ortes Saarwellingen. Der Rollinger Anteil fiel 1550 durch Heirat an die Kriechinger, die 1659 auch den Anteil von Saarbrücken erwarben. Den Bann Schwarzenholz teilten sich im Mittelalter verschiedene ritterliche Herren, unter ihnen die Siersberger. Die mittelalterliche Geschichte von Schwarzenholz ist jedoch geprägt durch die Zugehörigkeit zum adeligen Frauenkloster Fraulautern. Einen langwierigen Prozeß mit dem Grafen von Nassau-Saarbrücken um die in Schwarzenholz liegenden Güter gewann die Abtei im Jahre 1765. Schwarzenholz galt als "Freie Reichsherrschaft" innerhalb des Deutschen Reiches. Herrin dieser "Unmittelbaren Freien Reichsherrschaft Schwarzenholz" war die letzte Äbtissin des Klosters Fraulautern, Sophie von Neuenstein. Bis zur Französischen Revolution umfaßte die Herrschaft Schwarzenholz die Orte Schwarzenholz, Labach, Labacher Hof sowie Kunzen- und Hausermühle. Überbleibsel dieser Zeit sind u.a. die Reste einer alten Bannmühle und die Grenzsteine, die heute noch stehen und die Jahreszahl 1777 tragen.
Reisweiler gehörte bis zur Französischen Revolution zum Teil zur Grafschaft Saarbrücken und zum anderen Teil als reichsritterschaftliches Gut den Herren von Hagen auf Motten bei Lebach und den Grafen von Kriechingen (Herrschaft Kriechingen-Püttlingen. Im dreißigjährigen Krieg wird Saarwellingen und die in der Dorfmitte befindliche Burg vollständig zerstört. Nach dem Kriege kehren erst 1660 nach und nach die in die Wälder geflohenen Überlebenden zurück und bauen das Dorf wieder auf, zusammen mit Neusiedlern aus Lothringen und Schwaben, aus dem Elsaß und Tirol, aus den Ardennen und sogar aus Dänemark. 1659 wird Saarwellingen eine "freie Reichsherrschaft" innerhalb der Grafschaft Kriechingen. Durch Erbschaft kommt der Ort 1681 an die Grafen von Ostfriesland und 1726 an die Grafen von Wied-Runkel (Hessen).
1715 wird das erste Schloß (heute Rathaus) mit Stallungen und Scheunen in der Dorfmitte errichtet und dient dem kriechingischen Amtmann als Verwaltungssitz. Die Auswanderungswelle ins Banat beginnt 1764 nach dem Brand des Schlosses "aus Unachtsamkeit der Bediensteten". Über 25 Familien ziehen mit Sack und Pack nach Ungarn, in der Hoffnung, dort ein besseres Fortkommen zu finden. Im gleichen Jahr beginnt Graf Christian Ludwig von Wied-Runkel mit dem Bau eines größeren und imposanteren Schlosses, das nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt ist.
Nachdem die französischen Revolutionstruppen 1794 Saarwellingen, Reisweiler, Schwarzenholz, Labach, Labacher Hof sowie Hauser- und Kunzenmühle besetzt hatten, wurden diese Orte 1795 dem Saar-Departement zugeteilt und gehörten zum Kreis Ottweiler im Kanton Lebach. Im Jahr 1797 wird erstmals in einem Dokument ein Gremium aus Maire (Bürgermeister), Schöffen und weiteren Mitgliedern des Rates für die Gemeinde Saarwellingen erwähnt.
Am 01.11.1800 wurden die Orte Saarwellingen, Reisweiler, Labach und Schwarzenholz zu einer Bürgermeisterei (Mairie) zusammengeschlossen. Schwarzenholz kam am 13.04.1801 zur Mairie Schwalbach. Die französische Regentschaft (Département de la Sarre) endet mit dem preußischen Einmarsch 1814. Im 1. Pariser Frieden wurden die Grenzen wieder auf den Stand von 1791 zurückverlegt. Saarwellingen stand vom 16.06.1814 bis zum 05.06.1815 unter österreichisch-bayrischer Verwaltung, deren Hauptsitz sich in Bad Kreuznach befand. Diese Verwaltung verfügte am 10.11.1814, daß der Ort Schwarzenholz wieder der Bürgermeisterei Saarwellingen zuzuteilen sei. Im 2. Pariser Frieden vom 20.11.1815 wurde die deutsche Grenze in etwa auf die heutige Stellung verschoben. Am 30.11.1815 wurde das Land feierlich an Preußen übergeben. Die Bürgermeisterei Saarwellingen gehörte somit ab sofort zum Königreich Preußen, Regierungsbezirk Trier, Kreis Ottweiler und ab 01.07.1816 zum Kreis Saarlouis.
In der Folgezeit teilt Saarwellingen das Schicksal Preußens (bis 1870), des Deutschen Reiches (1871 bis 1919), des Saargebietes unter Verwaltung des Völkerbundes (1920 bis 1935), des Dritten Reiches (1935 bis 1945), des autonomen Saarlandes (1947 bis 1956) und schließlich der Bundesrepublik Deutschland seit dem 01.01.1956 bis heute.
Am 01.04.1937 wurden die Gemeinden Reisweiler und Labach zur neuen Gemeinde Reisbach zusammengeschlossen. Nach dem 2. Weltkrieg beantragten die Gemeinderäte der Gemeinden Saarwellingen, Schwarzenholz und Reisbach, die Amtsbürgermeisterei Saarwellingen aufzulösen und die drei Gemeinden in die Selbständigkeit zu entlassen. Das saarländische Innenministerium löste am 01.04.1948 den Verwaltungsbezirk (Amt) Saarwellingen auf. Jede Gemeinde war wieder selbständig mit einem ehrenamtlichen aus der Mitte des Gemeinderates gewählten Bürgermeister an der Spitze.
Durch die am 01.01.1974 in kraft getretene Gebiets- und Verwaltungsreform wurden die drei selbständigen Gemeinden Saarwellingen, Schwarzenholz und Reisbach zu einer Einheitsgemeinde zusammengeschlossen, die den Namen Saarwellingen führt.